Haustiere

Krankes Haustier: Was hilft



Wenn Ihr Vierbeiner krank ist, sollten Sie nicht zur Hausapotheke greifen

Krankes Haustier? Bei einfachen Befindlichkeitsstörungen können auch Apotheker beraten

Was ist denn nur mit Mimi los? Statt wie sonst munter herumzutollen, liegt die Katze matt in der Ecke, frisst nicht mehr, hat schon mehrmals erbrochen. In solchen Situationen sollte man am besten gleich zum Tierarzt gehen. Oder zumindest in die Apotheke. "Bei einfachen Befindlichkeitsstörungen von Tieren können wir die Halter innerhalb bestimmter Grenzen beraten", sagt Dr. Holger Herold, Apotheken­inhaber aus Leipzig.

Auf keinen Fall aber dürfe man seinem Vierbeiner eigenmächtig Medikamente aus der Hausapotheke verabreichen, zum Beispiel ein rezeptfreies Schmerzmittel oder einen Hustenstiller. "Manche für Menschen harmlose Wirkstoffe können bei Tieren schwere Nebenwirkungen verursachen oder sogar tödlich sein."

Wann finden Tierhalter in der Apotheke Hilfe?

Der Beratung sind rechtlich enge Grenzen ­gesetzt. "Selbst beraten dürfen Apotheker nur zu zugelassenen, nicht verschreibungspflichtigen Tierarzneimitteln", erklärt Angelika Richter, Tierärztin und Professorin am Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie der Universität Leipzig. Zum Beispiel zu Floh- und Zeckenmitteln. Unter anderem kann der Apotheker die richtige Arzneistoffstärke auswählen, die meist abhängig ist vom Gewicht des Tiers.

Verwendet werden dürfen die Präparate nur für die Tierarten, die in der Packungsbeilage gelistet sind. Wer sich daran nicht hält, riskiert eine Vergiftung seines Haustiers. "Viele Symptome, die beim Menschen als Bagatelle selbst behandelt werden, bedürfen bei Tieren aber einer fachgerechten Diagnose", betont Richter. Die Selbstmedikation durch den Halter könne eine wirksame Therapie verzögern und die Erkrankung verschlimmern.

Warum gibt es für Tiere oft keine zugelassenen Fertigarzneimittel?

Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Tierarzneimittel machen nur etwa rund zwei Prozent des Gesamtumsatzes von Medikamenten aus, müssen aber dieselben Anforderungen erfüllen wie Präparate für den Menschen. Entsprechend hoch sind die Entwicklungskosten. "Zum Beispiel sind für jede Zieltierart und jede Erkrankung entsprechende klinische Prüfungen vorgeschrieben", erklärt Tierärztin Richter.

Insbesondere für Tiere, die in Deutschland weniger häufig gehalten werden, etwa Ziegen, mangelt es daher an zu­gelassenen Arzneien. Gibt es überhaupt kein Medikament für das kranke Tier, dürfen Tierärzte auch Mittel verordnen, die eigentlich nur für Menschen zugelassen sind.

Was ist bei der Dosierung zu beachten?

Bekommt ein Tier ein Medikament, das eigentlich nur für Menschen zugelassen ist, stellt sich zunächst die Frage nach der geeigneten Dosierung. "Da Tiere viele Arzneistoffe anders verstoffwechseln als der Mensch, lässt sich die Dosis nicht einfach auf das Gewicht herunterrechnen", betont Apotheker Herold. Katzen zum Beispiel verstoffwechseln schmerzstillende Acetylsalicylsäure zehnmal langsamer als Menschen. Herzglykoside bauen sie dagegen schneller ab.

Welche Humanarzneimittel sind für Hunde und Katzen gefährlich?

"Vor allem rezeptfreie Schmerzmittel sind problematisch", sagt Apotheker Herold. Vergiftungen mit Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Diclofenac seien bei Katzen keine Seltenheit. Bei Hunden schädigt Paracetamol schon in geringen Mengen die Leber.

Ibuprofen und Diclofenac verursachen Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt mit zum Teil massiven Blutungen. "Nicht ohne Grund unterliegen alle Schmerzmittel für Tiere der Verschreibungspflicht", betont Tierärztin Richter.

Auch die Rasse kann eine Rolle spielen: Das Durchfallmittel Loperamid etwa stellt vor allem für manche Hütehunde ein Problem dar, da sie den Wirkstoff wegen ­eines Gendefekts nicht abbauen können.

Auch wer meint, seinem Vierbeiner mit pflanzlichen Mitteln etwas Gutes zu tun, kann sich mitunter irren: Ätherische Öle, die zum Beispiel häufig in Erkältungsmitteln stecken, führen bei Katzen zu schweren Vergiftungen. Sie können die Stoffe kaum abbauen.

Welche Rolle spielen homöopathische Medikamente?

In der Tiermedizin werden oft Homöopathika einsesetzt, die aber weder auf Wirksamkeit noch auf Unbedenklichkeit geprüft sind. "Oft handelt es sich um Injektionslösungen und Komplexpräparate mit mehreren Inhaltsstoffen in relativ geringer Verdünnung", sagt Herold. Dass Homöopathika immer wirkstofffreie Placebos seien, sei folglich ein Irrglaube, betont Richter.

Was müssen Tierhalter bei Mitteln gegen Parasiten beachten?

Mittel gegen Zecken und Flöhe sollten genau nach Packungsbeilage eingesetzt werden. Kaninchen etwa vertragen fipronilhaltige Präparate nicht. Permethrinhaltige Floh- und Zeckenmittel zum Aufträufeln auf die Nackenhaut dürfen nicht bei Katzen angewendet werden.

Lebt eine Katze im Haushalt, dann besser auch den Hund nicht damit behandeln. Wegen häufiger Permethrinvergiftungen bei Katzen wurden die Präparate der Verschreibungspflicht unterstellt. Auch pflanzliche Parasitenmittel mit ätherischen Ölen sind für Katzen ungeeignet. Zudem bieten sie laut Tierärztin Richter keinen zuverlässigen Schutz.

Wie lassen sich Tierarzneimittel am besten verabreichen?

Die äußerliche Anwendung ist am einfachsten, etwa in Form von Halsbändern oder Lösungen zum Aufträufeln. Da Wirkstoffe von Floh- und Zeckenmitteln durch die Haut aufgenommen werden, sollte man bei der Anwendung Handschuhe tragen und sich danach gründlich die Hände waschen.

"Kinder sollten in den ersten Tagen nach dem Auftragen nicht intensiv mit ihrem Haustier kuscheln", warnt die Tierärztin. Bei der Einnahme von Medikamenten spielen vor allem Katzen oft nicht mit. Richters Rat: "Die orale Gabe sollte sich jeder Tierhalter vom Tierarzt zeigen und erklären lassen."

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